Ähnlich wie Dubai ist Doha eine Stadt in einem Staat, der hauptsächlich aus Sand besteht. Nur mit enormen Aufwand lassen sich Teile dauerhaft begrünen und die Vegetation am Leben halten. In bester arabischer Ölmanier werden dafür enorme Summen ausgegeben, nicht umsonst gilt Qatar als reichstes Land der Welt. Auf meiner kleinen Reise in diese Stadt war ich natürlich hauptsächlich auf Fotojagd, konnte dabei aber auch einen kleinen Einblick in den Alltag der dortigen Einwohner gewinnen. "Einwohner" ist ein gutes Stichwort, da es davon in Doha gerade mal etwas mehr als eine halbe Million gibt. Umso erstaunlicher ist die Präsenz der Skyline, die stetig um neue Gebäude erweitert wird. Es ist momentan nicht abzusehen, wann dort mal der Status "fertig" erreicht wird.
Hier ein Teilausschnitt, der die momentan berühmtesten Gebäude zeigt. Ganz links mit dem Ufo auf dem Dach ist das World Trade Center zu sehen, ganz in orange zeigt sich der Crown Tower und etwas versteckt mit der ovalen Form sieht man den Tornado Tower.
Für Europäer sehr ungewohnt ist die Tatsache, dass man sich all diesen Gebäuden zum Anfassen nähern kann. Es gibt keine Zäune, Schranken oder Parkplätze, die einen daran hindern würden sich direkt an die Glasfassaden zu stellen. Aus fotografischer Sicht ist das natürlich eine Einladung um ein paar Aufnahmen zu machen, die so wohl in anderen Ländern nicht möglich wären. Doch Vorsicht, nicht selten wird bei längerem Aufenthalt das Wachpersonal aufkreuzen und einige kritische Fragen stellen. Generell ist das Fotografieren in Qatar von Regierungsgebäuden und militärischen Anlagen strengstens verboten und auch im Wirtschaftsviertel der Stadt sollte man mit ständiger Beobachtung rechnen. Kameras gibt es in Doha an jeder Ecke, der Staat hat sehr großes Interesse daran seine Bürger "in Sicherheit" zu wissen. Wer damit umgehen kann und auch dem Wachpersonal glaubhaft versichern kann, keine bösen Absichten zu haben, wird aber schöne Bilder machen können.
Natürlich gilt es auch einige kulturelle Verhaltensregeln zu beachten. Zwar gilt Doha als verhältnismäßig liberal, dennoch gibt es dort sehr viele streng gläubige Muslime und den Koran "streng auslegende" Menschen. So kann es sehr brenzlig werden, wenn man die (vollverschleierte) Frau eines Mannes "anstarrt", d.h. die Augen länger dort verweilen lässt. Fotografieren ist natürlich absolutes nogo. Entsprechend schwierig sind Panoramaaufnahmen von größeren Plätzen, wie auf diesem Bild.
Doch es gibt nicht nur das strenge, regulierte und überwachte Doha. In den Abendstunden versammeln sich viele Familien auf den Grünanlagen um zu essen, mitten in der Skyline wird Fußball gespielt und die Menschen genießen die Aussicht. Aus europäischer Sicht mag es etwas fragwürdig erscheinen an einer 8spurigen Straße zu sitzen und zu picknicken, aber für die Menschen in Doha ist es eine der wenigen Gelegenheiten überhaupt auf Gras sitzen zu können.
Von der gegenüberliegenden Seite des großen Hafenbeckens hat man in Doha einen einzigartigen Ausblick auf die gesamte Skyline, die natürlich zu einer Panoramaaufnahme einlädt
Doha hat natürlich nicht nur Skyline zu bieten. Das Museum of Islamic Art zeigt gesammelte Kunstschätze, im Hafenbecken sammeln sich sehr schöne alte Fischerboote aus Holz, auch die vielen Touristentaxis, die nachts schrill beleuchtet im ganzen Hafen umher fahren, liegen hier tagsüber vor Anker.
Insgesamt behalte ich Doha als beeindruckend im Kopf zurück, aber dennoch ist der Staat kritisch zu hinterfragen. In Gesprächen mit vielen nicht Einheimischen war der Tenor immer, dass im Zweifelsfall der Araber auch über dem Gesetz steht. Die Grünanlagen im reichsten Land der Welt werden von Billigarbeitern aus Pakistan gepflegt, die gleichen Arbeiter müssen mitunter nachts dann auf die Baustelle, um das WM-Stadion pünktlich fertig zu stellen. Wer in Doha versucht hinter die hübsche Fassade zu schauen, wird schnell entdecken, dass nicht alles so schön ist, wie es verkauft werden soll.