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Donnerstag, 10 August 2017 06:00

Freunde haben mich gebeten ihre Hochzeit zu fotografieren...

Freunde haben mich gebeten ihre Hochzeit zu fotografieren...

"...welche Kamera-Einstellung könnt ihr mir empfehlen?" - "...welches Objektiv soll ich benutzen?" - "Worauf muss ich achten?" - Diese und ähnliche Fragen liest man mit schöner Regelmäßigkeit in diversen Facebook-Fotogruppen. Als jemand, der selbst ab und zu Hochzeiten begleitet, hat mich das mal dazu bewegt die Voraussetzungen niederzuschreiben, die man mitbringen sollte, falls man ernsthaft in Erwägung zieht eine entsprechende Anfrage mit Ja zu beantworten. Kondensiert in sechs Fragen zum Lesen und sich selbst hinterfragen.

Disclaimer: Es soll hier nicht darum gehen, ob Hobbyfotografen dem Profi Jobs wegnehmen. Das ist eine ganz andere Geschichte.

Frage #1: Bist du dir der Wichtigkeit dieses Events bewusst?

Die wichtigste Frage, wenn dich Freunde darum bitten ihre Hochzeit zu fotografieren. Sei dir wirklich darüber im Klaren, von welcher Bedeutunng der Fotograf für das Brautpaar ist!!! Du bist immerhin dafür verantwortlich, den vermeintlich wichtigsten Tag im Leben zweier Menschen im Bild festzuhalten. Dazu gehört es insbesondere keinen Moment zu verpassen, denn nichts wird wiederholt werden, weil du es gerade nicht mitbekommen hast oder das Bild verwackelt ist. Für die meisten Momente hast du genau eine einzige Chance, die du nicht vermasseln solltest. Überlege dir genau, ob du die Freundschaft zum Brautpaaren dem Risiko aussetzen willst, an den Hochzeitsbildern zu scheitern.

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Frage #2: Beherrschst du dein Equipment im Schlaf?

Die oben zitierten Beispiele legen nahe, dass sich die fragenden Personen noch sehr unsicher sind bezüglich der Funktionsweise ihrer Kameras. Man kann keine Hochzeit mit einer Einstellung fotografieren. Mit einem Objektiv ist es vielleicht machbar (wenn es das richtige ist), aber wenn möglich sollte man mehrere dabei haben, denn der ganze Tag ist gespickt mit vielen sehr unterschiedlichen (Licht-)Situationen. Deshalb sollte man möglichst im Schlaf ohne darüber nachzudenken wissen, wie man seine Kamera bedient, wo deren Grenzen liegen und welche Einstellungen die richtigen sind. Genauso sollte man sich über die Stärken und Schwächen seiner Objektive im Klaren sein. Am Tag der Hochzeit hat man nämlich keine Zeit sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen sollte man sehr aufmerksam beobachten, was um einen herum so geschieht. Und zwar permanent. Damit ist man ausgelastet genug. Am Ende des Tages ist man als Fotograf mindestens genau erschöpft wie das Brautpaar selbst, wenn man seine Sache ernst nimmt. Dementsprechend ist es übrigens auch eine schlechte Idee, als normaler Gast für die Fotos zuständig zu sein. Entweder man ist Gast oder Fotograf.

Was für die Technik gilt, gilt auch für deren Unterbringung! Egal welche Tasche oder welchen Rucksack du bevorzugst, halte Ordnung und hab alles stets im schnellen Zugriff! Viele Situationen sind zu schnell vorbei, als dass du jetzt ewig in deiner Tasche nach dem richtigen Objektiv oder Blitz suchen kannst.

Frage #3: Hast du schon Erfahrungen gesammelt?

Bevor man eine Hochzeit eigenverantwortlich fotografisch begleitet, sollte man schon eine gewisse Erfahrung mitbringen. Stellt sich natürlich die Frage, wo man die herbekommt. In meinem Fall war es so: Im Laufe meines Lebens war ich diverse Male als normaler Gast bei Hochzeiten. Spätestens in einem gewissen Alter häuft sich das ja ;) Die Brautpaare hatten sich immer den entsprechenden Profi gebucht. Oftmals rekrutiert sich dieser dann einen Gast, der beim Paar-Shooting Aufgaben übernehmen darf wie das Halten eines Reflektors oder das Zurechtzupfen des Brautkleids etc. Klingt so aufregend, wie das Kaffeekochen im Schülerpraktikum, aber hier kann man schon wirklich was lernen, wenn man aufmerksam ist! Die meisten Fotografen zeigen sich auch recht auskunftsfreudig, wenn man nebenbei fragt, warum man dieses und jenes jetzt gerade genauso macht, wie man es macht. Oder wie die Kamera-Einstellungen sind etc. So kann man sich schon mal einiges abgucken, auch im Umgang mit seinen Motiven! Man sieht Perspektiven, Posen und so weiter, die man sich direkt schon mal merken kann. Gerade bei Hochzeiten in bestimmten Freundeskreisen trifft man aufgrund von Weiterempfehlungen bestimmte Fotografen häufiger mal wieder und die freuen sich dann auch, wenn sie direkt auf zuverlässige Unterstützung treffen. Ich selbst habe dann irgendwann mal gefragt, ob ich auch bei anderen Kunden mit fotografieren dürfte, die ich persönlich gar nicht kenne. Das war kein Problem. Der Profi hat vorher beim Brautpaar angefragt, ob das okay ist. Natürlich vereinbart man vorher gewisse Regeln um sich nicht gegenseitig in die Quere zu kommen. Der Profi wird schließlich dafür bezahlt und muss liefern. Ich selbst bekam hingegen keinen Cent, habe aber trotzdem als Danke für die Gelegenheit mitmachen zu dürfen den Paaren meine Fotos (die sicherlich gerade am Anfang noch alles andere als gut waren) kostenlos überlassen. Oftmals gabs aber auch dafür schon positive Rückmeldung, was mich natürlich sehr motiviert hat.

Der riesige Vorteil als "Co-Fotograf": man kann sich und sein Equipment in bestimmten Situationen kennen lernen, ohne voll verantwortlich zu sein. Insbesondere bei Dingen, wie auf jeder Hochzeit relativ ähnlich sind. Zeremonien in der Kirche, Szenen beim Empfang und Paar-Shooting, der Eröffnungstanz, das Anschneiden der Torte, und, und, und... Wenn du dich in allen typischen Situationen sehr sicher fühlst, könntest du langsam darüber nachdenken, auf eine Hochzeitsanfrage mal mit Ja zu antworten.

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Frage #4: Bist du individuell vorbereitet?

Keine Hochzeit ist wie eine andere. Vor jeder Hochzeit gilt es, den geplanten Ablauf so gut zu kennen wie möglich. Wenn man im eigenen Auto unterwegs ist: Alle Locations im Navi speichern! Vor der Kirche unbbedingt selbst mit dem Pastor sprechen. Manche sind da sehr locker und erlauben dem Fotografen fast alles, andere sind sehr restriktiv. Auch wenn man die Hochzeit von Freunden fotografiert, sollte man sich mit denen noch mal ausführlich vor dem großen Tag zusammen setzen und deren Vorstellungen und Wünsche erörtern, selbst wenn man die Leute schon jahrelang kennt! Wenn der Aufwand dafür nicht zu hoch ist, empfiehlt es sich auch, die Locations des Tages vorher schon mal (mit dem Paar) zu besuchen. So kann man die Lichtsituationen oft schon gut abschätzen und sehen, welche Spots und Perspektiven vielleicht gut funktionieren. Genauso wichtig wie Orte sind aber auch Personen! Auch wenn man nicht beide Familien gut kennt, sollte man trotzdem wissen, wer die bedeutenden Personen sind (z.B. Schwiegereltern) und diese immer mit einem halben Auge im Blick haben.

Frage #5: Hast du das richtige Equipment?

Dies ist in gewisser Hinsicht eine Erweiterung von Frage #2. Man braucht nicht unbedingt teures Equipment (ich selbst habe mit einer Canon EOS 450D angefangen), aber man sollte schon wissen, was man wofür braucht. Für einen gewissen professionellen Look und in besonders dunklen Kirchen sind Festbrennweiten und eine Vollformatkamera von Vorteil, das kann man nicht abstreiten. Ich möchte an dieser Stelle mal die Objektive aufzählen, die ich zu einer Hochzeit mitnehme. Samt Begründung, wofür ich sie brauche.

  • Canon 16-35mm f/4 IS L: Ein solides Weitwinkel mit exzellenter Schärfe bei Offenblende. An vielen Locations oder bei besonders vielen Hochzeitsgästen gelingt ein Gruppenfoto nur mit großem Bildwinkel. Dieser kann aber auch für andere Dinge von Nutzen sein, beispielsweise um beim Paar-Shooting das Kleid so in den Vordergrund zu drapieren, dass es größer und pompöser erscheint, als es eigentlich ist. Der Bildstabilisator kann in schumrigen Kirchen/Standesämtern oder auch schon mal aus dem fahrenden Auto heraus sehr nützlich sein.
  • Canon 24-70mm f/2.8 L: Mein wichtigstes Objektiv für Hochzeiten, das ultimative Arbeitstier. Mit der Brennweite und Lichtstärke ist man für die meisten Dinge gut gerüstet. Situationen, deren Ausgang ich vorher nur schlecht abschätzen kann, gehe ich damit an.
  • Canon 50mm f/1.4: Normalbrennweite mit exzellenter Lichtstärke. Wegen der guten Freistellungseigenschaften schlägt die Stunde dieses Objektivs meist beim Paar-Shooting.
  • Canon 70-200mm f/2.8 L: Scharf bei Offenblende liegt der Hauptaufgabenbereich auch hier vor allem in Portraits beim Paar-Shooting. Aber auch alle Situationen, in denen man eine gewisse Distanz wahren muss oder möchte, sind Anwendungsfälle. Dementsprechend macht man mit diesem Objektiv auch die meisten Bilder unbemerkt, wodurch die entsprechenden Personen nicht in den vermeintlichen Zwang kommen posieren zu müssen so deutlich natürlicher wirken. Damit kommt das Objektiv auch meiner persönlichen Philosophie bei der Hochzeitsfotografie entgegen, die darin besteht, möglichst unsichtbar und unauffällig den Tag zu begleiten. Von bestimmten Situationen wie dem Paar-Shooting natürlich abgesehen.
  • Canon 135mm f2 L: Auf dem Papier hat dieses Objektiv keinen großen Vorteil gegenüber dem 70-200er. Ich schätze es allerdings sehr für den typischen Look, den es produziert. Vielen Bildern kann man regelrecht ansehen, dass sie mit diesem Objektiv gemacht wurden. Und da es auch schon bei f/2 absolut hervorragende Resultate produziert, hab ich es fast immer zusätzlich im Rucksack.
  • Samyang 8mm Fisheye: Ein Objektiv für ein paar Fotos, mit denen man sich von der Masse absetzen kann. Kann kreativ beim Paar-Shooting eingesetzt werden oder man mischt sich damit einfach mal zu später Stunde unters tanzende Partyvolk :) Dann aber den Blitz nicht vergessen!

Mit diesem ganzen Kram hat man ordentlich was zu schleppen (dazu kommt natürlich noch ein Blitz und dementsprechend erschöpft und verschwitzt bin ich am Ende des Tages meist. Aber ich bin der Meinung, die Mühe lohnt sich. Mehr würde ich allerdings auch nicht mitnehmen, sonst wird man zu unbeweglich, zu unaufmerksam und die Anstrengung verdirbt einem dem Spaß.

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Frage #6: Hast du Zeit für die Nachbearbeitung? 

Nicht nur die Vorbereitung kostet Zeit, auch die Nachbereitung! Das wird oft vergessen. Ich investiere oft die 2-3fache Zeit der Fotografiertätigkeit des Tages hinterher in die Nachbereitung. Schließlich will fast immer eine mindestens vierstellige Anzahl an Bildern gesichtet, aussortiert und bearbeitet werden. Das dauert, wird oft unterschätzt und viele Leute haben dazu keine Lust. Ganz zu schweigen davon, dass man also nicht nur eine Kamera beherrschen sollte, sondern auch eine Bildverwaltungs- und bearbeitungssoftware. Man sollte wissen, was man tun muss, um einen bestimmten Bildlook zu erzeugen, denn die wenigsten Bilder, die man so als typische Hochzeitsfotos im Kopf hat, sind direkt so aus der Kamera gekommen. Hier und da muss man dann auch noch ein wenig retouchieren und so summiert sich der zeitliche Aufwand schnell in beliebige Höhen. Das ist übrigens auch der Grund, warum Hochzeitsfotografen so viel Geld kosten. Keiner sieht, dass die Hochzeit vom Wochenende sie noch die ganze Woche beschäftigen wird.

Fazit

So, das war's auch schon. Solltest du mit dem Gedanken spielen eine Hochzeit von Freunden eigenverantwortlich fotografisch zu begleiten, konnte ich dir hoffentlich ein paar Denkanstöße geben. Wenn du alle sechs Fragen mit Ja beantwortet hast, bist du sicherlich bereit für die Aufgabe. Ansonsten denk bitte noch einmal darüber nach, ob du bereit bist für einen solchen "Gefallen".


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