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Mittwoch, 04 Mai 2016 10:13

Outdoor Produktfotografie

Outdoor Produktfotografie

Dieser Beitrag ist quasi der inoffizielle Nachfolger vom zweiten Teil über Studioimprovisation. Produktfotografie ist aber natürlich nicht auf die Räumlichkeiten eines (improvisierten) Studios beschränkt, deshalb geht es diesmal mit den Models  raus an die frische Luft!

 

 

 

Schritt 1: Wo? 

Die Motive, um die es geht, habe ich euch bereits in diesem Artikel näher gebracht. Es handelt sich um Fahrradhalterungen der Bicycle Dudes, mit denen man sein liebstes Gefährt in der Wohnung an die Wand hängen kann. Moment mal, in der Wohnung? Warum dafür dann ein Outdoor Shooting machen? Die Antwort darauf sollte lauten: warum nicht? Aus fotografischer Sicht ist es immer interessant, die Dinge in ein ungewohntes Licht zu rücken. Ort des Geschehens ist heute also eine Backsteinwand. Draußen. Um die Verwirrung komplett zu machen, haben wir aber noch ein paar Accessoires dabei, die man doch wieder eher mit drinnen in Verbindung bringt, z.B. Bücher, Kerzen, Smoothies etc. Ausgezeichnete Zutaten also für Bilder, an denen der Betrachter ein Weilchen hängenbleibt.

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Schritt 2: Welches Objektiv?

Ziel ist es heute zwei verschiedene Arten von Bildern zu machen. Einerseits wollen wir zeigen, wie sich das Produkt in seine Umgebung einfügt. Andererseits brauchen wir aber auch Detailaufnahmen, denn sind wir ehrlich: ohne die bestellt kein Kunde das Produkt. Da ich vorher selbst nicht so richtig wusste, was mich bei diesem Shooting erwartet, habe ich drei Objektive für meine Canon EOS 6D im Gepäck, von denen ich glaube, dass ich mit ihnen ganz gut aufgestellt bin: 

  • Canon 24-70mm f/2.8 L (für mich das Arbeitstier überhaupt!)
  • Canon 50mm f/1.4
  • Canon 135mm f/2 L

Wie sich zu meiner Überraschung später noch zeigen wird, werde ich nur die Festbrennweiten benutzen.

Schritt 3: Welche Kameraeinstellungen?

Bei den Bildern des Produkts in seiner Umgebung lege ich Wert darauf zu zeigen, wie gut es sich (z.B. in die Wohnung, in der der Käufer es später anbringen wird) integrieren kann. Ich möchte es also möglichst wenig vom Hintergrund abheben. Im Gegenteil: es soll eher möglichst damit verwachsen. Ein Mittel dies zu erreichen, ist das Benutzen einer großen Brennweite. Je größer diese ist, desto mehr kann man einem Bild damit die Tiefe rauben, wenn man es darauf anlegt (dieses Thema werden wir noch einmal gesondert in einem Beitrag behandeln). Ich positioniere mich also 12-15m vom Motiv entfernt und benutze die größte Brennweite, die ich dabei habe: das 135er. Ich blende noch leicht ab auf f/2.8 um sicherzugehen, dass sowohl Wand als auch Fahrrad scharf sind.

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Dann folgen die Detailaufnahmen. Zunächst widmen wir und der unmittelbaren Frontalansicht. Das Bild soll nicht verzerrt aussehen (wir dürfen also nicht zu nah rangehen), aber dennoch soll sich im Gegensatz zu den bisherigen Bildern das Produkt von der Wand abheben, um die volle Aufmerksamkeit des Betrachters zu bekommen. Klarer Fall für das 50mm Objektiv. In etwa 1,5m Entfernung positioniert fotografiere ich mit f/1.8, um das Produkt von der Wand "zu lösen". Leider ist das Objektiv bei Offenblende schon etwas weich. Oftmals stört das nicht, in diesem Fall aber leider schon, da es bei diesen Bildern viele harte Kontrastkanten gibt. Wie sich zeigt, ist der gewünschte Effekt aber auch bei f/1.8 schon ganz gut ausgeprägt und die Wand im Hintergrund ordentlich unscharf, obwohl sie nicht weit vom Hauptmotiv, dem Fahrradhalter, entfernt ist:

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Das gleiche mache ich auch noch mal von hinten mit dem 135er bei f/2. Hier entferne ich mich etwas weiter vom Produkt, um auch noch etwas mehr vom Fahrrad verzerrungsfrei, wenn auch gewollt unscharf, abbilden zu können. Um dem Bild mehr Tiefe zu verleihen, bleibt links bewusst auch noch ein wenig mehr Mauer im Bild.

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Die bisherigen Bilder vermitteln noch keinen Eindruck von der Tiefe des Produkts selbst. Das wollen wir jetzt ändern. Also schraube ich noch einmal das 50er drauf und nähere mich dem Fahrradhalter von schräg unten. Diese Perspektive wähle ich, weil ich damit auch noch sehr charakteristische Teile des Fahrrads einfange: viel vom Rahmen, teilweise auch Ritzel und Lenker. Größtenteils unscharf sollen sie den Betrachter unterbewußt dazu animieren, sich sein eigenes Fahrrad dort vorzustellen, so zumindest meine naive Hoffnung. Ich benutze hier hauptsächlich f/2, um das Produkt selbst an all seinen Ecken ausreichend scharf zu bekommen.

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Alle Bilder nehme ich mit niedrigen ISO Werten auf. ISO 200 ist das höchste der Gefühle, powered by Tageslicht.

Schritt 4: Abdrücken!

Beim Abdrücken gibt es diesmal nicht viel zu beachten. Ich checke nur jedes mal, ob Fokus und damit Schärfe auch dort gelandet sind, wo ich sie haben wollte. Das sollte man sich grundsätzlich angewöhnen, gerade wenn man mit so weit geöffneteten Blenden wie in diesem Shooting arbeitet.

Schritt 5: Nachbearbeitung

In diesem Fall ist die Nachbearbeitung stark geprägt von dem, was der Kunde am Ende haben will. Um sowohl dem Design der Webseite als auch der Zielgruppe des Kunden gerecht zu werden, arbeite ich diesmal mehr als üblich mit Farbfiltern, um einen gewissen Hipsterlook zu erzielen. Das kann man gut umsetzen, indem man in Lightroom einfach ein wenig mit den Farbreglern im Bereich "Teiltonung" bzw. "HSL/Farbe" experimentiert. Um die Maserung des Holzes ein wenig zu betonen, erhöhe ich darüber hinaus noch die Lokalkontraste ("Klarheit") wo es nötig ist. Außerdem aktiviere ich die Profilkorrekturen, da wir es in den Bildern sehr viel mit Linien zu tun haben, von denen der Betrachter erwartet, dass die absolut gerade sind, z.B. die Kanten des Holzes oder die Fugen in der Backsteinwand. Die verwendeten Objektive verzeichnen zwar fast gar nicht, aber ich gehe auf Nummer sicher.

Die Resultate findet ihr in der Galerie der Bicycle Dudes.

 

 


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