Wohin genau?
Aus irgendeinem Grund sind viele Menschen der Meinung, der südlichste Zipfel Afrikas wäre das Kap der Guten Hoffnung (Cape of Good Hope) ein paar Kilometer südlich von Kapstadt. Ein Blick auf die Landkarte verrät einem aber schnell, dass es noch so einige Flecken gibt, die viel weiter südlich liegen. Unter anderem auch der echte südlichste Punkt, das Cape Agulhas, knappe 1,5 Stunden mit dem Auto vom Kapstadt entfernt. Dieser hat gegenüber dem Kap der Guten Hoffnung vor allem den Vorteil, dass der beim Durchschnittstouristen ziemlich unbekannt ist. So verirren sich nur relativ wenige Leute zu diesem Ort, was den gemeinen Landschaftsfotografen natürlich freut. Machen wir uns also auf den Weg, der uns zugleich in die südlichste Ortschaft führt, das kleine Dörfchen "L'Agulhas" mit seinem Leuchtturm. Dieser ist zwar für deutsche Verhältnisse relativ klein, bietet aber genug Höhe für einen netten Ausblick über den Ort.
Ein Boardwalk führt einen dann ein paar hundert Meter weiter zu einem Landmark (siehe hier), das dann tatsächlich den südlichsten Punkt Afrikas markiert. Außer dem Fakt, dass hier auch die Grenze vom Indischen in den Atlantischen Ozean verläuft, ist das aber eigentlich nicht weiter spektakulär. Die paar Touristen, die es bis hierhin geschafft haben, drehen meistens an diesem Punkt wieder um. Zugegebenermaßen sieht der Strand in westlicher Richtung auch nicht sehr einladend aus. Wenn man allerdings vernünftiges Schuhwerk anhat und einen knappen Kilometer durchhält, gelangt man zum Wrack der "Meisho Maru 38", einem japanischen Fischerkahn, der 1982 hier gestrandet ist. Ironischerweise noch in guter Sichtweite des Leuchtturms. Die Tatsache, dass sich an dieser Küste aber über 140 Wracks befinden, deutet zugegebenermaßen aber auch auf schwierige Verhältnisse hin. Hier soll das Wrack zum Sonnenuntergang in Szene gesetzt werden.
Standort und Sonne
Folgendes Bild, ein Screenshot der Desktop-App von The Photographers Ephermeris, verdeutlicht den eigentlichen Plan:
Die rote Nadel liegt auf dem Wrack, die graue Nadel auf dem geplanten Standort der Kamera (wer das Tool nicht kennt, dem sei unsere Einführung auf Youtube empfohlen). Die orangefarbene Linie zeigt die Richtung der Sonne, wenn sie zum Untergang die Horizontkante kreuzt. Diese sollte also im Bild ein kleines Stück rechts hinter dem Wrack untergehen. Wie es dann aber immer so ist, kommt es dann halt doch anders. Der im Vorfeld für theoretisch gut befundene Standort hatte nämlich zwei Nachteile: 1. Das Wrack war von dort aus schon relativ weit weg, was das Bild sehr "tele-lastig" machte. Für meinen Geschmack zu sehr. 2. Damit verbunden nahm mir das die Möglichkeit einen ansprechenden Vordergrund mit ins Bild zu bringen, ohne dass das Wrack zu klein im Hintergrund verschwindet. Davon abgesehen ärgerte ich mich, dass man aus dieser Perspektive nichts von dem orangenen Schimmer sehen konnte, den sie Sonne an das Wrack warf. Ich entschied mich also noch ein gutes Stück an der Küste entlang nach westwärts zu gehen, so dass ich letztendlich auf die Sonne im Bild verzichtete, aber das Wrack deutlich besser in Szene setzen konnte. Wie man am Bild unten sieht, habe ich das Wrack sogar an der Küste "überholt". Für die Sonne hab ich dann schlichtweg ein eigenes Bild aufgenommen.
Das finale Bild
Die Eckdaten zum finalen Bild sehen dann wie folgt aus. Zum Einsatz kam eine Canon EOS 6D mit angelegtem EF 17-40mm f/4 L Objektiv und ND1.8 64x Graufilter. Das Bild wurde dann bei 17mm mit f/5.6 bei ISO100 aufgenommen. 15 Sekunden reichten aus, um das Wasser entsprechend glattzubügeln. Die Nachbearbeitung fiel mit einer leichten Kontrast- und Schärfeanhebung minimal aus.